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15 September 2021
Becoming Another (2021) von Aleksandra Domanović ist vom 16. September bis zum 10. Oktober 2021 im ehemaligen Tagesspiegel-Druckhaus an der Potsdamer Straße in Berlin zu sehen. Es ist die erste Schau von Audemars Piguet Contemporary in Berlin – der Stadt, in der die Künstlerin seit über zehn Jahren beheimatet ist.
Anhand ihrer Skulpturen, Videos und digitalen Arbeiten befasst sich Domanović seit jeher mit den Wechselbeziehungen zwischen Technologie, Geschichte und Identität. Für Becoming Another ging sie dank ihrer intensiven Forschungspraxis der Frage nach: Wovon können wir uns dank der Technik ein Bild machen?
Ausgangspunkt dieser vielschichtigen Ausstellung ist die Geschichte der bildgebenden Verfahren in der Medizin. Im Speziellen widmet sich die Künstlerin Ultraschallbildern aus der Geburtshilfe. Sie bietet den Betrachter*innen damit die Gelegenheit, die Beziehung zwischen Sehen und Wahrnehmen neu zu denken. Ultraschallbilder haben für die Künstlerin etwas Technisches und Persönliches zugleich. Ihre Mutter war Radiologin mit Spezialgebiet Ultraschalldiagnostik. Die Künstlerin ist also mit der entsprechenden Technik aufgewachsen. Domanović erinnert in Becoming Another die Besucher*innen an die Verbindung zwischen der Ultraschall-Technologie und der Möglichkeit, das Geschlecht im Fötalstadium festzustellen. Dann befasst sie sich mit den Gefahren, die der Einsatz von Feuerwerkskörpern bei Gender Reveal Parties mit sich bringt. Sie erfuhr davon in Meldungen über die Waldbrände im kalifornischen San Bernardino im September 2020.
Dieses Projekt handelt im Grunde von Dingen, die zu etwas anderem werden. Am Beispiel von Ultraschallbildern aus der Geburtshilfe wird uns klar, dass die Wahrnehmung ein politisches Feld ist. Wenn wir Kunst betrachten, verändern wir uns, oder wir werden zu einem Teil des Werks. Auf ähnliche Weise, durch die Wahrnehmung, wird der Fötus zum Ultraschall, die Bekanntgabe des Geschlechts wird zur Umweltkatastrophe und ein Bild wird zu einem Objekt.
Aleksandra Domanović
Künstlerin
Mit ihrer ortsspezifischen Arbeit reagiert die Künstlerin auf die Höhe des enormen Ausstellungsraumes. Sie zeigt sechs großformatige Videoskulpturen, die um eine über den Köpfen der Besucher*innen entlanglaufende Passerelle gewickelt sind und von dieser herabhängen. Sie wurde ursprünglich von den Drucktechniker*innen des Tagesspiegel zur Überwachung der Maschinen genutzt. Die Videoskulpturen hängen in alternierenden 45-Grad-Winkeln von dieser Konstruktion herab und projizieren via LED-Ventilator-Displays eine Bewegtbild-Collage.
Für die beiden großformatigen Drucke neben den Videoskulpturen hat sich die Künstlerin den Bezold-Effekt zunutze gemacht – eine optische Illusion, dank der kleine eingestreute Farbflächen den Anschein erwecken, als würden sie sich abhängig von der benachbarten Farbe verändern. Diese Drucke – die größten, welche die Künstlerin bislang angefertigt hat – veranschaulichen wie schwierig es ist, zwischen dem was man sieht, und dem was man wahrnimmt zu unterscheiden.
Es ist eine Ehre, mit Aleksandra in Berlin an ihrer ersten großen Ausstellung in dieser Stadt zu arbeiten. Wir alle können zweifellos etwas lernen aus den Fragen, die sie in Becoming Another stellt. Sie reflektiert nicht nur die zeitgenössische Kunst, sondern auch unsere gegenwärtigen Lebensumstände.
Denis Pernet
Kurator bei Audemars Piguet Contemporary
Aleksandra Domanović (*1981 in Novi Sad) lebt in Berlin. Sie zeigte ihre Arbeiten bereits im Rahmen großer Einzelausstellungen in der Galleria d’Arte Moderna in Mailand (2019), im MoCA Cleveland (2018), in der Bundeskunsthalle Bonn (2017), am Henry Moore Institute in Leeds (2017), im Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam (2016), in den Oakville Galleries in Canada (2016), in der Gallery of Modern Art in Glasgow (2014) und in der Kunsthalle Basel (2012). Darüber hinaus war sie bei zahlreichen internationalen Biennalen vertreten, unter anderem in der Ausstellung der VAC Foundation anlässlich der 58. Biennale von Venedig (2019), bei der Biennale von Belgrad (2018), der Manifesta 11 in Zurich (2016), der New Museum Triennale in New York (2015) und der Shanghai Biennale (2014). 2018 wurde ihr in Mailand der 5. Arnaldo Pomodoro Sculpture Prize verliehen. Zu ihren aktuellen und kommenden Projekten zählen die 58. Biennale von Belgrad, die 14. Baltic Triennal, die 34. Biennale der bildenden Künste in Ljubljana, eine Einzelausstellung in der Kunsthalle Osnabrück (2022) und die Ausstellung Future Bodies from a Recent Past im Museum Brandhorst (2022). Sie wird von der Galerie Tanya Leighton (Berlin und Los Angeles) vertreten.